Während der Pandemie ist die Inzidenz von psychischen Erkrankungen und Übergewicht deutlich angestiegen. Menschen mit Übergewicht und Adipositas werden oft stigmatisiert und automatisch als ungesund, träge, unsportlich und willensschwach betrachtet. Studien zeigen, dass Gewichtsdiskriminierung das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl der Betroffenen beeinträchtigt, zu weiteren Gewichtszunahmen führt und Essstörungen fördert.
Vorurteile gegenüber übergewichtigen Menschen sind nicht nur respektlos, sondern auch in Bezug auf die Gesundheit oftmals falsch: eine Person mit Mehrgewicht, die aber gerne Sport betreibt, kann gesünder sein, als eine schlanke, aber unsportliche Person, die vielleicht auch noch Kettenraucher:in ist.
Unsere Diätkultur mit ihrem Fokus auf Gewichtsreduktion statt auf Wohlbefinden sowie die Tendenz „Schlank sein“ als eine Tugend darzustellen, hilft nicht mit, aus dem Kreislauf Gewichtsreduktion und Gewichtszunahme herauszukommen. Modezeitschriften, Sportwerbung und gefakte Fotos im Internet bieten eine Fülle an Möglichkeiten, unsere Körper zu vergleichen und Unzufriedenheit hervorzurufen-dies endet oft in einem Diät-Teufelskreislauf:
Übergewicht ist kein Verhalten
Das Aussehen sagt nichts über das Verhalten oder den Gesundheitszustand eines Menschen aus. Das allgemeine Vorurteil, Übergewicht sei ausschließlich bedingt durch zu viel und ungesundes Essen, zu wenig Bewegung und mangelnde Disziplin, ist in unserer Gesellschaft fest verankert.
Tatsächlich ist das Körpergewicht jedoch von vielen Faktoren abhängig, die wir nicht alle beeinflussen können:
- das Mikrobiom im Darm
- Krankheiten
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Stress
- Hormonelle Einflüsse (z. Bsp. Klimakterium)
- Genetische Veranlagung
- Ernährung
- Bewegung
Health At Every Size©-Gesundheit unabhängig vom Gewicht
Auch in der Medizin und Ernährungsberatung ist die Behandlung oft sehr auf Body-Mass-Index (BMI) und Gewichtsreduktion fokussiert, viele Beschwerden werden mit dem Mehrgewicht in Zusammenhang gebracht. Es gibt allerdings auch andere, „gewichtsneutrale“ Zugänge, die den Menschen als Ganzes wahrnehmen und mehrdimensionale Ansätze berücksichtigen. IBG unterstützt Sie, sich im Dschungel der Angebote zurecht zu finden, einen vernünftigen Überblick zu bewahren und sinnvolles Wissen zu erlangen.
- Ernährungs-Check
- Umfeldanalyse
- Kochkurse
- Speiseplanoptimierung
- Gesunde (Mittags-)Pause
- Genusstraining
- Stress-Food
Health At Every Size© als ganzheitlicher Ansatz hilft mit, soziale Gerechtigkeit zu fördern, eine integrative und respektvolle Gemeinschaft zu schaffen und Menschen jeder Größe dabei zu unterstützen, mitfühlende Wege zu finden, sich um sich selbst zu kümmern.
In diesem Therapieansatz werden Stresssituationen genauer beleuchtet, unverarbeitete Traumata hinterfragt oder auch Alltagsfaktoren wie Schlafentzug miteinbezogen –eine Veränderung kann bereits die Lebensqualität und Gesundheit verbessern und damit auch die Grundlage für eine nachhaltige Änderung des Ernährungsverhaltens schaffen.
Es wird nicht jedem Menschen möglich sein, ein Normgewicht zu erreichen, aber es ist für jeden Menschen möglich, seine Gesundheit zu verbessern!
Intuitives Essen
„Intuitiv Essen“ ist ein verhaltensbasierter Ansatz als Teil von Health At Every Size©, der anstatt auf kalorien- und nährstoffoptimierter Essenspläne den Fokus auf die innere Wahrnehmung lenkt:
- Hunger- und Sättigungsgefühl zu spüren und zu akzeptieren
- Dem Körper vertrauen, der uns sagt, worauf er Lust hat und wann es genug ist
- So zu essen, dass es dem Körper gut tut und dass man sich wohl fühlt
Altbekannte Diätregeln wie Listen und Verbote von gesundem und ungesundem Essen, einseitige Diäten ohne Kohlenhydrate mit unweigerlichen „Schlemmertagen“ als Folge finden sich nicht in diesem Ansatz. Die uneingeschränkte Erlaubnis, alles essen zu dürfen führt erfahrungsgemäß nicht dazu, dass man nur mehr ungesund isst. Intuitiv Essen bedeutet auch, die eigenen Emotionen und Bedürfnisse wahrzunehmen und Strategien für die Selbstfürsorge zu entwickeln!
Freude an der Bewegung
Bewegung soll Freude machen, sich gut anfühlen und nicht primär betrieben werden, um abzunehmen. Das ist nicht von heute auf morgen möglich, aber die Konzentration auf die eigene Wahrnehmung macht den Unterschied, zum Beispiel: „Wie fühle ich mich nach einem sitzenden Arbeitstag? Wie fühle ich mich während eines Spaziergangs in der frischen Luft nach oder vor der Arbeit und wie fühle ich mich danach?“ Jeder Schritt zählt, auch wenn es nur fünf Minuten sind. Solche achtsame Bewegung baut körperlichen und geistigen Stress ab und dient der Vitalisierung und nicht der Auszehrung. Wenn es beim Sport darum geht, sich gut zu fühlen, und nicht darum, Kalorien zu verbrennen oder sich gar für Essen zu bestrafen, wird Sport nachhaltig Spaß machen und einen Platz im Leben finden.
Achtsamkeit für uns und unsere Mitmenschen
- Vermeiden von Gesprächen, bei denen sich alles nur um Diäten und Abnehmen dreht
- Gut gemeinte Ratschläge zur Essenswahl unterlassen
- Keine Kommentare oder Witze über das Aussehen – direkt oder über andere
- Kein Posten von Vorher/Nachher-Fotos im Zuge einer Gewichtsreduktion
- Keine Verherrlichung, wenn jemand abgenommen hat-der Grund könnte auch Stress, eine Erkrankung oder Essstörung sein
- Keine Kosenamen bezogen auf das Aussehen, z. Bsp. „mein Dickerchen“
- Vor allem keine abwertenden Bemerkungen über den eigenen Körper – besonders vor Kindern!
Bodyrespekt und Körpervielfalt
Bei Bodyrespekt und Körpervielfalt geht es um mehr als das Gewicht oder die Körperform, nämlich darum, die Unterschiede in Größe, Alter, Rasse, ethischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Behinderung, sexueller Orientierung, Religion und anderer menschlicher Attribute wertzuschätzen.
Bodyrespekt steht für die Inklusion der Vielfalt von Körperformen und -größen in Bezug auf das Gewicht und ein Ablehnen der Idealisierung oder Pathologisierung bestimmter Körperformen. Akzeptanz für die von der Natur vorgegebene Diversität unserer Körper schafft Respekt und lässt uns die eigene Schönheit und die unserer Mitmenschen wahrnehmen.
So wie eine Person mit einer Schuhgröße von 40 nicht erwarten würde, sich in eine Schuhgröße 36 quetschen zu können, ist es ebenso sinnlos, einem vom Zeitgeist als Idealbild in Körpergröße und Statur zu entsprechen.
Respekt für die Schönheit des eigenen Körper gibt uns Selbstwertgefühl und macht uns glücklich!
Das Körpergewicht ist kein Indikator für Gesundheit, aber ein Verhalten, dass die Gesundheit fördert sehr wohl. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, Nichtrauchen und nur mäßiger Alkoholkonsum wirken sich positiv auf unsere Gesundheit und unser Lebensgefühl aus– unabhängig von unserer Körpervielfalt.
Alle Körper in ihrer Vielfalt sind schön und verdienen Wertschätzung!