In den Jahren 2021 bis 2023 wurde im Rahmen des Projekts ActNow eine wegweisende Initiative gestartet. Diese vereinte betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) und evidenzbasierte Planung, um die Entwicklung hin zu nachhaltiger Mobilität zu beschleunigen. Das Hauptziel von ActNow war es, einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung des motorisierten Pendelverkehrs zu leisten und damit positive Effekte für Umwelt, Unternehmen und Mitarbeiter:innen zu erzielen.
Der Schlüssel: Ein innovativer Routenplaner
Ein Schlüsselelement von ActNow war die Entwicklung eines innovativen Routing-Algorithmus, der sowohl die Reisezeiteffizienz als auch die Gesundheitswirkung berücksichtigte. Dieser „Healthy Routing Algorithmus“ plante Routen, die ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität enthielten und dabei den Energieverbrauch in metabolischen Äquivalenten pro Zeiteinheit (MET/min) berücksichtigten.
Der Routing Algorithmus verwendet die Verkehrsauskunft Österreich als Routing Engine und erlaubt somit die Berechnung sämtlicher Relationen in Österreich und zeigt den Mitarbeiter:innen verschiedenen Mobilitätsoptionen und Routen für ihren Arbeitsweg, mit Informationen zu Reisezeit, Umwelt- und Gesundheitswirkungen.
Basierend auf der gesundheitsoptimierten Routenlogik wurde das Arbeitswegetool für Beschäftigte entwickelt. Pendler:innen erfahren, wie viel der empfohlenen Bewegung sie durch den Arbeitsweg abdecken können und sich somit das Risiko für z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen potenziell senken lässt. Wahlweise können sich Mitarbeiter:innen auch für gemeinsame Kinderbegleitwege oder Fahrgemeinschaften vernetzen. Von gesunden Mitarbeiter:innen profitieren die Unternehmen und Organisationen selbst – indem sie ihren Mitarbeiter:innen helfen, nachhaltige und gesundheitsfördernde Routen zu wählen, sparen sie z.B. Kosten für Krankenstandstage ein. Außerdem werden weniger Parkplätze benötigt und die Umweltbilanz des Unternehmens verbessert sich. Das Arbeitswegetool zeigt Unternehmen die Potenziale für die Pendelmobilität ihrer Mitarbeiter:innen: Welcher Anteil der Beschäftigten kann beispielsweise mit dem Rad fahren und welche unternehmensweiten Gesundheits- und Umweltpotenziale entstehen dadurch. So hilft ActNow, passende Maßnahmen zur Förderung aktiver und nachhaltiger Mobilität zu identifizieren.
Ein kluges Standortumfeldtool
Zusätzlich umfasste ActNow ein Standortumfeldtool, das Mobilitätspotenziale und bestehende Infrastrukturen miteinander verknüpfte und damit die Verkehrs- und Infrastrukturplanung unterstützte. Dieses Tool half dabei, Mobilitätsoptionen aufzuzeigen, Barrieren für aktive und nachhaltige Mobilität zu identifizieren und die Ableitung von Umsetzungsschritten voranzutreiben.
Das übertragbare Standortumfeldtool wurde prototypisch für das Bundesland Salzburg und die angrenzenden oberösterreichischen Bezirke entwickelt und umgesetzt und ist über www.actnow.jetzt frei verfügbar.
Vorhandenes Potenzial für ActNow
Während der Feldarbeit wurde ActNow in Mittel- und Großbetrieben sowie in KMU in ländlichen Gebieten getestet. Dabei wurde deutlich, dass gerade in ländlichen Gebieten zusätzliche Anreize und Maßnahmen erforderlich sind, um Mitarbeiter:innen zur Nutzung aktiver Mobilität zu motivieren. Obwohl eine Verhaltensänderung nicht strikt nachweisbar war, deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass sich eine tendenziell positive Entwicklung hin zu mehr aktiver Mobilität abzeichnet.
Große Zustimmung – mangelnde Alternativen
Die Arbeit im Rahmen des sehr breit mit Expert:innen aus dem Gesundheits- und Mobilitätsbereich besetzten Policy Boards von ActNow hat gezeigt, dass sowohl die Idee als auch die Umsetzung im Projekt auf große Zustimmung trifft – dies deckt sich auch mit den Ergebnissen der Feldarbeit. Der Umstand, dass es in den ländlichen Gemeinden nicht gelungen ist, Mitarbeiter:innen zu motivieren, vom PKW auf Aktive Mobilität (auch in Kombination mit dem ÖV) umzusteigen, wird auch seitens der Mitglieder des Policy Boards dem derzeitigen Rahmen im Mobilitätsbereich inkl. des teilweise nicht ausreichend vorhandenen ÖV-Angebots zugeschrieben.
Das Policy Board von ActNow empfahl einstimmig, das Projekt weiter voranzutreiben und die Weiterentwicklung der Tools fortzusetzen. Zukünftig sollen niedrige Tarife den Einsatz der Tools erleichtern und die Nutzung in Unternehmen fördern. Abschließend wurde festgestellt, dass neben Projekten wie ActNow auch ergänzende Maßnahmen seitens der öffentlichen Hand erforderlich sind, um aktive Mobilität zu unterstützen und damit den Beitrag zu Umwelt- und Gesundheitszielen zu erhöhen.
ActNow verdeutlicht, dass durch innovative Ansätze und eine ganzheitliche Betrachtung von Gesundheit und Mobilität ein wichtiger Beitrag zur Schaffung einer nachhaltigen und gesunden Zukunft geleistet werden kann.