Permanente Beschallung kann schaden. IBG-Gesundheitsexperte Matthias Welkens, Leiter des IBG-Bereiches Arbeitssicherheit und Ergonomie wird im aktuellen Beitrag von Dr. Michaela Endemann im Fachmagazin »Das österreichische Gesundheitswesen. ÖKZ« zum Thema Ruhe und krankmachende Beschallung, Lärmbelastung, Homeoffice, zitiert.
Vorbereitung ist alles. Folgende Aspekte wirken positiv auf die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen – und sie unterstützen dabei, die Ziele des Meetings zu erreichen:
Technik
Machen Sie sich mit der Technik, wie Bildschirm teilen oder Wechsel zwischen den Ansichten, vertraut.
Umgebung
Achten Sie auf eine gute Ausleuchtung des Gesichts von vorne. Platzieren Sie die Kamera auf Augenhöhe, um den Eindruck eines »Von-oben-Herabschauens« bzw. »Von-unten Hinaufschauens« zu vermeiden.
Pausen
Regelmäßige Pausen von fünf bis zehn Minuten bei Meetings über eine Stunde sorgen dafür, dass die Konzentration erhalten bleibt. In der digitalen Welt gilt eine Konzentrationsgrenze von max. 90 Min.
Agenda
Schicken Sie zwei bis drei Tage vor dem Meeting eine Agenda aus. So können sich alle vorbereiten.
Meetingregeln
Damit alle wissen, was sie erwartet bzw. was von ihnen erwartet wird, helfen ein genauer Ablauf und klare Meetingregeln.
Zeitplan und Disziplin
Bereits fünf bis zehn Minuten Verspätung haben zur Folge, dass Zufriedenheit, Effektivität und Produktivität rasant abnehmen.
Dialog versus Monolog
»Frontalunterricht« und Monologe vermeiden: Das Meeting sollte zwar zielorientiert sein, aber einem gegenseitigen Austausch dienen.
Zeichen für Wortmeldung
Legen Sie ein Zeichen fest, wie sich die Teilnehmer*innen zu Wort melden können, z.B. Handheben. Wer nicht spricht, macht sein Mikrofon aus. Fragen oder Kommentare direkt an Personen richten und das Gegenüber beim Namen nennen.
Eröffnungsrunde
ermöglicht im Meeting anzukommen und bietet Führungskräften eine gute Möglichkeit eventuell benötigten Unterstützungsbedarf zu erkennen.
Am 01. Dezember 2020 erscheint die neue Ausgabe der Human Works mit dem Titelthema »Die Zukunft des Homeoffice«.
Homeoffice wurde durch Corona zum fixen Bestandteil der neuen Arbeitswelt. Diese Ausgabe beschäftigt sich vor allem mit den unterschiedlichen Facetten des Homeoffice und den damit verbundenen, teils neuen Herausforderungen.
Lesen Sie in der aktuellen Human Works-Ausgabe mehr über die Zukunft des Homeoffice, Führung aus der Distanz, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung für zuhause oder auch über das neue Homeoffice-Befragungsmodul sowie Tipps zur besseren Bewältigung der Krise, um möglichst gut durch diese schwere Zeit zu kommen.
Best Practice Beispiele aus Österreich diesmal: Sky Österreich
IBG Arbeitspsychologin Regina Nicham zeigt im Gespräch mit den Vorarlberger Nachrichten auf, wie man den sozialen Rückzug in der kalten Jahreszeit psychisch meistern kann. Dazu gibt sie praktische Tipps.
Es ist Tatsache, dass terroristische Anschläge ihre Spuren in unseren Gedanken und Gefühlen hinterlassen und man sich nicht mehr so unbeschwert im öffentlichen Raum bewegen kann, wie das zuvor der Fall war. Mit Gewalt konfrontiert zu werden, kann heftige Gefühle auslösen. Unser Grundbedürfnis nach Sicherheit wird dadurch verletzt und es kann zu Angstzuständen und Gefühlen der Hilflosigkeit kommen. Die Reaktionen darauf sind sehr individuell und unterschiedlich. Auch für nicht direkt Betroffene können diese Ereignisse äußerst belastend sein.
Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es wichtig darüber zu sprechen.
Wir stehen alle gerade vor einer sehr herausfordernden, noch nie dagewesenen Situation und versuchen mit diesem einschneidenden Erlebnis umzugehen.
Mitarbeiter:innen und Führungskräfte können sich deshalb bei Sorgen, Ängsten und Problemen im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt auch an ihre Arbeitsmediziner:innen und Arbeitspsycholog:innen wenden. Wer diesen Weg nicht möchte oder keinen Zugang zu Präventivfachkräften hat, kann die unterschiedlichen Angebote der Stadt nützen. Wenn Sie sich in dieser sehr herausfordernden Situation beraten lassen möchten, finden Sie entsprechende Kontaktadressen am Ende dieses Artikels. Die Expert:innen unterstützen Sie in Form von Gesprächen, um das Erlebte und die damit verbundenen Empfindungen, Gefühle, Ängste zu verarbeiten und Bewältigungsstrategien bis hin zur Stabilisierung gemeinsam zu erarbeiten.
In solchen Zeiten ist es wichtig, bewusst auf die Stärkung des eigenen psychischen Wohlergehens zu achten, um die Situation gut zu bewältigen und für Entlastung zu sorgen.
Symptome wie Schlafstörungen, Bedrohungsgefühle, Angstzustände, Nervosität, (körperliche) Unruhe, Konzentrationsstörungen, Schreckhaftigkeit, erhöhte Muskelanspannung, vermehrtes Schwitzen usw. können in den nächsten Tagen auftreten – all das sind normale Reaktionen von gesunden Menschen auf abnormale Ereignisse!
Was kann bei der Verarbeitung hilfreich sein und worauf sollte man in den nächsten Tagen achten?
Das Identifizieren und Benennen unangenehmer, belastender Gefühle verringert die Bedrohung und ermöglicht ihnen eine innere Distanzierung.
Über das Erlebte und seine Gefühle sprechen, wenn einem danach ist – Reden hilft. Daher ist es hilfreich, in dieser ersten Zeit, wenn möglich, nicht alleine zu sein. Aber auch deutlich machen, wenn man gerade nicht darüber sprechen möchte.
Auch Aufschreiben ihrer Gedanken und Gefühle kann helfen.
Die nächsten Tage ruhig verlaufen lassen.
Sich allgemein Ruhe gönnen und versuchen entspannende, beruhigende, unaufgeregte, stärkende Dinge tun, z.B. Musik hören oder sich entspannende Bilder vorstellen, ein Bad nehmen, sich mäßig körperlich betätigen.
Sich der eigenen Kraftquellen und Ressourcen bewusst werden: Was hat ihnen in der Vergangenheit in schwierigen Situationen geholfen?
Was brauchen Sie aktuell, um sich sicher zu fühlen?
Sein Leben aktiv gestalten und den Tagesablauf strukturieren
Mit Alkohol vorsichtig umgehen (nicht mehr als sonst bzw. wenig bis kaum) und bewusst auf gesunden Lebensstil und Ernährung achten (gerade in stressigen Zeiten)
Informationen aus sachlichen und seriösen Quellen. Fakten helfen überschwemmende Gefühle einzudämmen.
Medienkonsum bzw. –berichte einschränken oder sogar kurzzeitig meiden bzw. auf das Notwendigste reduzieren – v.a. bei Kindern bewusst auf die Social Medianutzung achten (Videos können teilweise sehr verstörend wirken); so wenige Kommentare wie möglich lesen.
Psychologische Unterstützung und Hilfsangebote nutzen (Beratung persönlich, online per Video oder telefonisch möglich!)
Nutzen Sie die zahlreichen Angebote der Stadt Wien zur Bewältigung dieser schweren Zeit. Gemeinsam schaffen wir es!
Kostenlose Hotlines
Notfallpsychologischer Dienst Österreich: 0699/188 554 00 (rund um die Uhr)
Telefonseelsorge: Notrufnummer 142 ( 0-24 Uhr)
Rat auf Draht: 147 (0-24 Uhr)
Psychiatrische Soforthilfe für Wien (PSD): 01/31 330 (0-24 Uhr)
Gerade in Krisenzeiten sind Führungskräfte gefragt für Orientierung und Struktur zu sorgen und ihren Mitarbeitern zu vertrauen. Denn dadurch werden die eigene Führungsrolle sowie das Vertrauen der Mitarbeiter in die Führungskraft gestärkt. Die Sorge, dass durch das Führen aus der Distanz die eigene Führungsrolle geschwächt oder verloren gehen könnte, begegnet mir aktuell in meiner täglichen Praxis immer wieder. Aber wie kann Führen und eine gute Zusammenarbeit aus der Ferne gelingen?
Notwendige Infrastruktur Um überhaupt auf längere Sicht von zu Hause arbeiten zu können, ist Voraussetzung, dass alle Mitarbeiter die notwendige Infrastruktur und Software haben. (z.B. Verbindung zum Server, Software für Video-Meetings)
Offenheit und Ehrlichkeit Sorgen Sie für eine offene und ehrlicher Kommunikation und halten Sie Ihr Team über interne Entscheidungen am Laufenden. Klären Sie die gegenseitigen Erwartungen.
Feedback fördern Gerade jetzt ist konkretes klares Feedback (über Arbeitsqualität, Engagement, Fähigkeit etc.) wichtig. Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit ist ein wesentlicher Faktor für das eigene Engagement im Homeoffice. Fragen Sie verstärkt nach, wie es Ihren MitarbeiterInnen mit ihren Aufgaben und der aktuellen Situation geht. Sie sehen nämlich nicht mehr, wenn diese genervt sind oder fluchen.
Mehr Struktur Lieber mehr Struktur als zu wenig und bleiben Sie im Kontakt. Führen sie regelmäßig virtuelle Meetings. Legen Sie eine ganz klare Agenda fest damit alle im Vorfeld wissen, worum es gehen wird und sich vielleicht auch schon vorab dazu einbringen oder austauschen können. Regelmäßige Video-Konferenzen im Team steigern das Zugehörigkeits- und Wir-Gefühl.
Arbeitsabläufe, Verantwortlichkeiten und Erreichbarkeiten definieren Es ist wichtig, dass für jeden ersichtlich ist, wer wann erreichbar und „in der Arbeit“ ist. Bei wem wofür die Verantwortung liegt und welche konkreten Erwartungen an die Arbeit von zu Hause gestellt werden. Z.B kann eine interaktive Aufgabenliste verhindern, dass mehrere Personen an derselben Aufgabe arbeiten.
Vertrauen und Empathie Hören Sie sich die Ängste und Sorgen Ihrer Mitarbeiter aufmerksam an und suchen Sie den persönlichen Kontakt indem Sie, wenn möglich, regelmäßige Telefonate einplanen oder Video-Telefonate führen, um für ein wenig mehr Nähe zu sorgen. Machen Sie deutlich, dass Sie erreichbar sind. Videokonferenzen schaffen prinzipiell eine persönlichere Verbindung als Telefonkonferenzen, weil die Reaktionen des Gegenübers besser gelesen werden können.
Geduld und Realitäts-Check Es ist durchaus normal, dass es einige Zeit dauert bis sich alle eingerichtet und sich Abläufe eingespielt haben. Und manche Mitarbeiter benötigen mehr Zeit das richtige Selbstmanagement zu entwickeln als andere. Wenn nötig unterstützen Sie dahingehend, damit auch Pausen- und Arbeitszeiten eingehalten werden.
Gemeinsam vereinbarte realistische Ziele Führen Sie Gespräche über gemeinsam vereinbarte Ziele, die es zu erreichen gilt, aber berücksichtigen Sie auch die jeweiligen Lebensumstände Ihres Teams – manche haben durch Schulschließung eventuell zusätzliche Betreuungspflichten. Ziel ist, dass es nicht auch noch zu einer Überforderung kommen soll, davon hat niemand etwas.
Expertenmeinung: IBG Geschäftsführer und Arbeitspsychologe Gerhard Klicka wurde im Kurier zu New Work Homeoffice befragt. In zwei Beiträgen zeigt er das Für und Wider der Arbeit im Homeoffice auf.
»The Impact of Psychosocial Risk Reduction on Sickness Absence Days: Structural Equation Model Analysis« und
»Psychosocial Risk Reduction and Increase of Revenue per Employee«
Die Konferenz hätte eigentlich in Wien stattfinden sollen. Aber aufgrund der aktuellen Covid19-Entwicklungen erfolgt die Präsentation im Rahmen eines Webinars.
Homeoffice wurde durch Corona zum fixen Bestandteil der neuen Arbeitswelt. IBG-Geschäftsführer Gerhard Klicka zeigt, wieso Themen der Gesundheit am Arbeitsplatz nicht unter die Räder kommen dürfen und warum ein eigenes Homeoffice-Gesetz wichtig ist.
Die Infektionszahlen steigen, die Wirtschaft kämpft mit den Auswirkungen der Pandemie. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) will in den kommenden Septemberwochen erste Gespräche mit den Sozialpartnern über ein österreichisches Homeoffice-Gesetz starten. Brauchen wir in der Krise mehr Regulierung?
Dr. Gerhard Klicka: Wir reden von völlig neuen Arbeitsformen. Es ist an der Zeit, diesem Themenbereich auch einen gesetzlichen Rahmen zu geben. Corona hat die digitale Heimarbeit zu einem nicht nur fixen, sondern auch bedeutenden Bestandteil unserer Arbeitswelt gemacht. Ich halte es für wichtig, dass die Bedingungen definiert werden, unter denen diese Arbeit verrichtet wird.
Welche Positionen gehören aus arbeitsmedizinischer Sicht in das neue Gesetz?
Es gibt natürlich eine Unmenge an arbeitsrechtlichen Fragen wie Kosten und Kontrolle, Freiwilligkeit und Entgelt, Haftungsfragen oder Arbeitszeiteinteilung. Aus arbeitspsychologischer und aus Sicht der betrieblichen Gesundheitsvorsorge stehen vor allem verpflichtende Regelungen über Arbeits- und Ruhezeiten und Nachtarbeit im Vordergrund. Ist es normales Homeoffice, wenn die Mutter ihren Job erst nach dem Zubettgehen ihrer Volksschulkinder regelt? Wie kommt der Dienstgeber seiner Fürsorgepflicht unter den Bedingungen der Heimarbeit nach? Da gibt es viele wichtige Fragen. In der Firma wird regelmäßig kontrolliert, ob der Arbeitsplatz den Minimalanforderungen des Arbeitsschutzgesetzes gerecht wird. Fällt dies alles unter Homeoffice-Bedingungen weg? Ich denke, dass der Dienstgeber seinen Pflichten auch hier nachkommen muss.
Corona hat einen Ausnahmezustand erzeugt. Hat sich das Homeoffice-Konzept unter diesen Bedingungen bewährt?
Homeoffice hat sich während der Krise bewährt, weil es alternativlos war. Eine aktuelle Umfrage unseres Hauses zeigt, dass vor allem der Wegfall von Wegzeiten und das Ende des Pendelns am Positivsten erlebt werden. Auch die Autonomie über Arbeitszeit und Arbeitsort wurde von 79 Prozent der Befragten als „sehr positiv“ erlebt. Problematischer wird es bei den Punkten Selbstdisziplin und Eigenmotivation. Diese Punkte empfinden 30 Prozent der Befragten als zumindest „teil-problematisch“. Aber es kommt in großem Maße darauf an, welche Arbeitsbedingungen man zu Hause vorfindet.
Was ist damit gemeint?
Bei unseren Beobachtungen hat sich gezeigt, dass Arbeitnehmer in der Mehrheit lieber zur Arbeit ins Büro gehen als zu Hause ihren Job zu machen. Es ist aus unserer Sicht nicht so, dass sich eine überwältigende Mehrheit der ArbeitnehmerInnen begeistert an den Heimarbeitsplatz begibt. Ein Single, der ungestört zu Hause am Küchentisch bei gutem Wlan-Empfang seinen Laptop aufklappt, hat dazu eine andere Einstellung als das arbeitende Ehepaar in der Vierzimmerwohnung, das seine zwei Kinder im Homeschooling-Modus betreuen muss. Darum kann man das Konzept Homeoffice nicht pauschal beurteilen. Es gilt immer abzuschätzen, wie die eigenen Rahmenbedingungen aussehen. Wir haben bei unserer Umfrage festgestellt, dass vor allem die Betreuung schulpflichtiger Kinder in Kombination mit Homeoffice zu einer gänzlichen Überforderung geführt haben. Diese Arbeitnehmer sind froh, wenn sie wieder ins Büro kommen. Das hat sicher auch mit dem Wunsch nach Normalität zu tun.
Wie weit bestimmt Heimarbeit die Arbeitswelt von Morgen?
Homeoffice ist ein großer Einflussfaktor. Aber es wird die Zukunft von Arbeit nicht bestimmen. Wenn die Rahmenbedingungen bei den Arbeitnehmern passen, gehe ich davon aus, dass aus arbeitspsychologischer Sicht maximal zwei Homeoffice-Tage pro Woche vertretbar sind. Dafür müssen die Voraussetzungen stimmen: Die Schule ist wieder im Regelbetrieb, der Arbeitnehmer hat ausreichenden Wohnraum und kann sich auf seine Aufgaben konzentrieren.
Warum die starke zeitliche Einschränkung auf maximal zwei Tage?
Arbeit bedeutet soziales Leben. Für Personen, die nicht oder nur in einem sehr überschaubaren Familienverband leben, ist die Sozialisolation im Homeoffice eine ernsthafte psychische Bedrohung. Die Vereinzelung bei der Homeoffice-Arbeit ist nicht gesundheitsfördernd. Unser von der IBG entwickelte Human Works Index kann sehr zuverlässig das Leistungsvermögen eines Mitarbeiters oder Mitarbeiterin feststellen. Dabei werden Parameter wie Arbeitsbewältigung, Sinnfindung, Zusammenarbeit oder Führungskompetenz vernetzt. All diese Faktoren spielen unter Homeoffice-Bedingungen keine Rolle. Erfolgserlebnisse und Sinngebung von Arbeit bleiben aus naheliegenden Gründen auf der Strecke. Es ist niemand da zum Schulterklopfen. Sinnfindung und Wertschätzung, zwei zentrale Elemente der Arbeitszufriedenheit, gehen dadurch verloren. Dieser Aspekt spielt übrigens auch eine große Rolle im Bereich der älteren Arbeitnehmer.
Warum das?
Ältere Arbeitnehmer haben zusehends ihre Stärken im Bereich der Erfahrung und sozialen Kompetenz. Für den Erfolg eines Teams und eines Unternehmens sind derartige Werte enorm wichtig. Keine Abteilung mit ausschließlich jungen MitarbeiterInnen erzielt so gute Ergebnisse wie ein gut durchmischtes Team. In unserem Beratungsansatz des Human Quality Managements lässt sich dies sehr anschaulich nachweisen. Es ist Fakt, dass Homeoffice das ziemliche Gegenteil von Teamarbeit darstellt. Unter diesen Bedingungen tragen derartige Kompetenzen nur geringe Früchte. Es gibt den schönen Spruch, wer nicht zusammen feiern kann, kann nicht zusammenarbeiten. Zahllose Studien zeigen, dass das Kollektiv immer effektiver ist als die Summe der Einzelkämpfer. Der soziale Zusammenhalt in einem Unternehmen hat zudem ein wichtiges gesundheitsförderndes Potential. Beim Konzept Homeoffice fällt das alles weg. Diese Konsequenzen von Homeoffice gilt es in der Gesetzgebung und im Unternehmensmanagement zu berücksichtigen.
Präsentismus nennt man die Entwicklung, dass sich halbkranke MitarbeiterInnen in den Job schleppen, ohne wirklich Leistung erbringen zu können. Ist das Thema in Zeiten von Heimarbeit erledigt?
Wir haben im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements in den letzten Jahren bemerkt, dass das Phänomen des Präsentismus deutlich zugenommen hat. Die Angst um den Job, Angst die Arbeit nicht erledigen zu können, Angst sich den Unmut der Kolleg:innen zuzuziehen, das alles hat Mitarbeiter:innen zunehmend veranlasst, halbkrank oder krank ins Büro zu gehen. In Zeiten von Covid wurde diese vorher schon schlimme Entwicklung endgültig zum No-Go. Beim Homeoffice verschiebt sich das Problem in die eigenen vier Wänden, ohne dass es verschwindet.
Was bedeutet das für ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen?
Der Mitarbeiter arbeitet krank von daheim weiter. Krankheiten werden übergangen und enden dann in deutlich längeren Krankenständen, in denen gar nichts mehr geht. Der Betroffene und der Dienstgeber sind gleichermaßen geschädigt. Hier braucht es eindeutige Krankenstandsregelungen.
Wie kann eine Krankenstandsregelung beim Homeoffice aussehen?
Nicht anders als bei Präsenzarbeitsplätzen. Das bedeutet: Krankmeldung beim Arzt, Meldung in die Firma und ab ins Bett. Im Homeoffice ist die Gefahr sehr groß, dass sich MitarbeiterInnen trotz Grippe, Corona etc. doch an den Heimarbeitsplatz schleppen. Diese Form des Präsentismus belastet alle und bringt keine Ergebnisse.
Wie muss das Management mit diesen Entwicklungen umgehen?
Wir haben in unserem Tätigkeitsfeld schon vor längerer Zeit einen Kulturwandel beobachtet. Nach meiner Erfahrung haben Arbeitgeber es nie gern gesehen noch verlangt, dass Mitarbeiter mit Schnupfen, Husten und Infekten in die Arbeit kommen. In Covid-Zeiten geht das sowie so nicht. Zudem belegen Studien, dass die Gesamtkosten für Präsentismus die betriebswirtschaftlichen Ausfälle durch Krankenstände um ein Vielfaches übersteigen. Wer krank in die Arbeit geht, kann sich in dieser Zeit nicht auskurieren. Die eingeschränkte Einsatzfähigkeit vermindert die Arbeitsqualität, erhöht die Fehleranfälligkeit und die Anzahl von Unfällen. Früher oder später bleibt man dann meistens doch zu Hause – vielleicht sogar länger. Die Krankheitskosten im Unternehmen steigen dadurch deutlich – manche Studien sprechen von bis zu dem doppelten Wert des ursprünglichen Ausfalles.
Welche Rolle spielen die Chefs und Chefinnen?
Eine sehr große. Die Führungskraft muss auf die Mitarbeiter einwirken und vorleben, dass Urlaub Urlaub ist, und Krankenstand Krankenstand bleibt. Dabei gibt es keinen Laptop und kein Handy. Die Vorbildwirkung des Chefs gerade in familiengeführten Unternehmen ist dabei nicht immer die beste. Da wird gearbeitet bis zum Umfallen- sprichwörtlich.
Wann beginnt ein gerechtfertigter Krankenstand?
Es gibt Befindlichkeiten, die noch keine Krankheiten sind und trotzdem ernst genommen werden müssen. Das ist der Fall, wenn zum Beispiel die Kollegin mit Menstruationsbeschwerden zu Hause bleibt, oder dem Kollegen die Augen auf Grund von Heuschnupfen überquellen. Man fühlt sich nicht arbeitsfähig und es ist besser, zu Hause zu bleiben als sich herumzuschleppen. Wir raten aber Unternehmern, sich die Krankenstandverläufe übers Jahr anzuschauen. Wenn viele Krankenstände zusammenkommen, muss mit dem Mitarbeiter ein Gespräch geführt werden. Haben die Krankenstände mit dem Job zu tun, fühlt er sich überarbeitet, gibt es Gründe, dass vor allem montags zu Hause geblieben wird? Jeder Arbeitgeber tut gut daran, seine eigene Rolle bei den Krankenstandsmeldungen zu hinterfragen, aber auch dem Mitarbeiter seine Mitverantwortung zu signalisieren. Nie ist einer allein schuld.
Steigert die Pandemie den Wert von Gesundheit am Arbeitsplatz?
Der Corona Virus ist das eine. Da hat die Politik gesagt: Mensch geht vor Wirtschaft. Das hat jeder kapiert. Ich glaube aber nicht, dass durch den Virus ein Bewusstsein entwickelt wurde, das Mitarbeitern weniger Stress zumutet. Es wird alles getan, durch Plexiglas-Platte, Maske und Arbeitsorganisation die Pandemie im Griff zu behalten. Aber dass man die Gesundheit der Mitarbeiter mehr wertschätzt als bisher, das glaube ich leider nicht.
Dr. Gerhard Klicka
Der promovierte Psychologe Gerhard Klicka startete bei IBG im Jahr 2001, kam ab 2004 in die Geschäftsführung von IBG und ist seit 2006 alleiniger Geschäftsführer der GmbH. Klicka ist Unternehmensberater und ausgebildeter klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut (VT) und Arbeitspsychologe.
Nach den Befragungen 2010 und 2014 wurden 2019 die Weiterentwicklung der TU Wien neuerlich evaluiert. Im Zusammenhang mit dem Gewinn des Diversitas Preises des Bundesministeriums für Bildung Wissenschaft und Forschung 2016 wurde der Fragebogen damals um ein Diversity-Modul ergänzt. Die sehr guten Ergebnisse bestätigen, dass die Arbeit des TU Diversity-Managements nicht nur extern anerkannt wird, sondern vor allem auch intern Wirkung zeigt.
Diversity-Modul
Ausgangspunkt für die Befragung war das Diversity Modul, das Bereichsleiter Polacsek-Ernst bereits 2008 entwickelt und seither in zahlreichen Projekten eingesetzt hat. Darauf aufbauend wurden die Fragen mit einem Team von Expert:innen der TU Wien weiterentwickelt. Schwerpunkte im Modul waren Handlungsbedarf zur Förderung der Vielfalt an der TU, Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Neben der persönlich erlebten Diskriminierung oder Belästigung wurden auch beobachtete Vorfälle erfragt und konnten von den Betroffenen qualitativ beschrieben werden.
TU Diversity-Management
Das TU Diversity-Management fördert die Auseinandersetzung mit Vielfalt und Ungleichheit und sensibilisiert sowohl Mitarbeiter:innen als auch Studierende für unterschiedliche Lebensphasen und- formen und Karrierewege. Auch der Abbau von strukturellen Barrieren ist Ziel. Insgesamt soll eine positive Gesamtatmosphäre geschaffen werden, in der die Potenziale von Diversity sichtbar, erlebbar und nutzbar gemacht werden, siehe dazu auch https://www.tuwien.at/tu-wien/organisation/zentrale-services/personalentwicklung/diversity-management/.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Diversity-Moduls zeigen, dass die TU diesen Zielen schon sehr nahe gekommen ist. Sowohl von Studierenden als auch Mitarbeiter:innen wird kaum Handlungsbedarf zur Verbesserung der Vielfalt gesehen. Bei den Fragen zur Diskriminierung wurden erfreulicherweise insgesamt selten Fälle gemeldet. Zur sexuellen Belästigung gab es vereinzelte aber dafür spezifische Hinweise. Insgesamt verwiesen die Rückmeldungen auf einzelne Vorfälle in wenigen Bereichen, die strukturell sehr gut aufgegriffen werden können.
Die Vizerektorin Personal und Gender der TU Wien, Anna Steiger, meint dazu: „Die sehr guten Ergebnisse bestätigen unsere Bemühungen um mehr Vielfalt und Chancengleichheit an der TU und motivieren uns auch noch die in einzelnen Instituten verbliebenen Themen anzugehen.“
Lesen Sie den aktuellen Beitrag im hrweb.at von IBG Expertin Ina Lukl über Selbstreflexions-Techniken und welche Möglichkeiten beim Coachee am besten ankommen. Ina Lukl leitet bei IBG den Bereich Generationenbalance, Betriebliche Gesundheitsförderung.
Der zunehmende Leistungs- sowie Konkurrenzdruck in der Arbeitswelt zeigt deutliche Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen. Österreichische Unternehmen sind aufgrund des Arbeitnehmerschutzgesetzes dazu verpflichtet, psychische Belastungen am Arbeitsplatz möglichst gering zu halten sowie kontinuierlich zu evaluieren. Dennoch ist die Überlastung am Arbeitsplatz für viele ein ständiger Begleiter. Zu dieser Thematik ist kürzlich in dem Buch „Intensivierung der Arbeit. Perspektiven auf Arbeitszeit und technologischen Wandel“ ein Kapitel von IBG Experten und Gesundheitsökonom, Roland Polacsek-Ernst veröffentlicht worden. Unter dem Titel „Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit im Zusammenhang mit Arbeitsintensivierung“ beleuchtet der Arbeitspsychologe sowie Gesundheitsökonom gemeinsam mit Anton Riedel die Ergebnisse einer Studie mit 16.626 Beschäftigten aus knapp 100 Unternehmen in Österreich.