Was ist Lärm? Die persönliche Definition dafür oder die Einstufung, was als »Lärm« empfunden wird, ist subjektiv sehr unterschiedlich. Was die Eine als angenehme Musik empfindet, ist für den Anderen nur störender Krach.
Auch das Geräusch der leise tickenden Uhr oder des stetig tropfenden Wasserhahns treibt einen vermeintlich in den Wahnsinn. In jedem Fall korrekt wäre die Bezeichnung »Schall«, die keine Wertung enthält und nur das physikalische Phänomen beschreibt: Jede Schallquelle erzeugt Energie, welche die Luft zusammendrückt und in Schwingung versetzt. Diese Verdichtungen setzen sich als Schallwellen fort und sind ab bzw. bis zu einem bestimmten Ausmaß an Höhe und Geschwindigkeit (Frequenz) für das menschliche Ohr hörbar. Gemessen wird dies in Dezibel (dB; benannt nach Alexander Graham Bell) und Hertz (Hz; benannt nach dem deutschen Physiker Heinrich Hertz).
Gehörgefährdender Lärm
Im Arbeitnehmer:innenschutz gibt es eine klare Grenze, ab wann es sich um sogenannten »gehörgefährdenden Lärm« handelt, nämlich bei durchschnittlich mindestens 85dB (entspricht in etwa der Lautstärke, bei der man sich auf 1m Abstand nicht mehr unterhalten kann) während des ganzen Arbeitstages (8h) oder -woche (40h) oder auch nur bei einzelnen Spitzen von 137dB (Knall).
So funktioniert hören
Der Schall, der durch den äußeren Gehörgang über das Trommelfell an das Mittelohr und durch die Kette der Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel verstärkt und an das Innenohr weitergegeben wird, versetzt die Flüssigkeit in der sogenannten »Schnecke« in Schwingungen. Je nach Frequenz werden dadurch »Haarzellen« an bestimmten Stellen im Innenohr bewegt. Dadurch entsteht an den damit verknüpften Nervenzellen bioelektrischer Strom, der über die Nervenfasern zum Gehirn weitergeleitet wird, wo die Information übersetzt wird: wir »hören«.
Hörverlust
Bei Überlastung der Haarzellen oder wenn die Erholungsphasen nicht ausreichen, kommt es zu einer dauerhaften Erschöpfung und Schädigung. Das Bild gleicht einem Schlachtfeld, lauter umgeknickte Härchen, die unwiederbringlich verloren sind. Das Tückische daran ist, dass der Prozess schleichend verläuft, so dass der Hörverlust zunächst kaum auffällt, und weh tut es ohnehin nicht. Ist der Schaden aber erst einmal vorhanden, ist er nicht reparabel. Die Haarzellen wachsen nicht einfach nach.
Lärmschwerhörigkeit ist abgesehen von den Covid-bedingten Infektionskrankheiten mit 616 Fällen 2022 (7,2% aller anerkannten Berufskrankheiten) mit Abstand die häufigste anerkannte Berufskrankheit (BK 33) in Österreich (zum Vergleich: 2. Häufigste: »Hautkrankheiten« 88 Fälle 2022, = 0,96%).
Daher ist der Schutz des Gehörs besonders wichtig! Zahlreiche technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen können dabei ausgeschöpft werden und eine Gehörschädigung verhindern. Bei Lärmarbeitsplätzen werden aber − unabhängig von den Schutzmaßnahmen − regelmäßig Hörtests durchgeführt, um eine berufsbedingte Lärmschwerhörigkeit frühzeitig zu entdecken. Denn während Blindheit die Menschen von den Dingen trennt, trennt uns der Verlust des Sprachverstehens von den Menschen.
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AUTORIN: GETRAUD HEDENETZ