IBG Experte Helmut Stadlbauer, Arbeitsmediziner und Leiter des Bereichs Gesunde Arbeitszeiten, beleuchtete die arbeitsmedizinischen Aspekte der 4-Tage-Woche. Es war dies bei der WKO Veranstaltung Industrietreff Arbeitsrecht. Thematisiert wurden „Kreative Arbeitsmodelle in der Produktion“ in Linz.
Gesundheit und sinnerfüllte Arbeit sind eng miteinander verbunden. Gesundheit in der Arbeit entsteht dann, wenn persönliche Wertvorstellungen erreicht werden. D.h., wenn der:die Arbeitnehmer:in etwas schaffen oder gestalten kann, und dabei selbst entscheidet, wie man etwas macht. Ganz wesentlich dabei ist, dass die Leistungen wertgeschätzt werden und die Person gesehen, respektiert und angenommen wird.
Gesunde Arbeitszeiten. Die Regelungen von Arbeitszeiten sind in Hinsicht auf Gesundheit umso wichtiger, je anstrengender (weniger bewältigbar) und sinn-entleerter die Arbeit empfunden wird.
Gesundheitlich relevante Merkmale von Arbeitszeiten sind einerseits die Länge bzw. Dauer pro Tag und pro Woche, anderseits die Verteilung auf die Uhrzeit und Wochentage.
Eine 4-Tage-Woche mit Verteilung der Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche, sprich vier aufeinanderfolgende 10-Stunden-Arbeitstage kann zu folgenden Problemen führen
- Lange Tagesarbeitszeiten
- Ermüdung und in Folge geringere Leistung/Produktivität
- Probleme mit sozialen Verpflichtungen (Betreuung), Freizeitgestaltung
- Sozialer Jetlag (das Leben gegen die eigene innere Uhr) – Schlafstörung
- Psychovegetative Beschwerden (Nervosität, depressive Verstimmungen, Stresserkrankungen)
- Die vorgegebenen Pausen sind nicht mehr ausreichend – häufigere Pausen wären erforderlich (verstärkt Ermüdung), dadurch verlängert sich die Anwesenheit im Betrieb, was wiederum die Brutto-Arbeitszeit erhöht.
- Ein Argument für die 4-Tage-Woche: weniger Arbeitswege pro Woche.
- Aber: erhöhtes Unfallrisiko durch Ermüdung, wenn sich die Tagesarbeitszeit verlängert